Cabo San Lucas (Mexico)

 

Donnerstag, 11. Oktober

Um sieben (schon) ist Tagwache.
Halb elf am Treffpunkt. Mit dem Tenderboot geht es zum Hafen.
Am Pier von Cabo San Lucas die üblichen Willkommensgrüsse des Hafenpersonals und die pseudo Kontrollen.

Weil eine Polizistin glaubt, mit ihrem Drogenspürhund noch Brigittes Handtasche durchwühlen zu müssen, verlieren wir den Kontakt zur Gruppe. Der Tag scheint verloren! Doch Claudia hat uns nicht aus den Augen gelassen und winkt uns zur Gruppe. Jetzt sind alle da, auch die übermollige, fröhliche Begleiterin Patrizia.
Es ist teuflisch heiss hier, insbesondere für Leute, die sich an das unterkühlte Klima auf dem Schiff gewöhnt haben. Die ganze Region lebe vom Tourismus, heisst es. Die Saison dauert von Oktober bis April. Später werde es hier bis zu 45 Grad heiss und das bei einer Luftfeuchtigkeit von zeitweise 95%. Nix für Touristen aus den USA! Während der restlichen Monate sei hier nichts los.

Wir besteigen ein Boot, bemannt mit William und seinem Bootsjungen, und fahren den steilen, scharfkantigen Klippen entlang zur felsigen Landzunge hinaus. Vorbei an Pelikanen, Seehunden und einem riesigen Felsbogen, durch den man den Pazifik mit den gewaltigen Wellen sehen kann.

Jetzt schwenkt das Boot rechts hinaus aus der Bucht in den Pazifik. Die Wellen schlagen höher (Patrizia klammert sich an die Bordkante) und erreichen am Strand über zwei Meter Höhe. Sie klatschen mit grosser Wucht auf den Sandstrand und reissen alles mit sich ins Meer zurück. Mit einem Wort: es ist sehr gefährlich in der Nähe der Wellen. Erst gestern hätte sich ein tödlicher Unfall ereignet.

Zurück besteigen wir einen kleinen Bus. Der Küste entlang geht es hinaus nach San José del Cabo, einer kleinen Stadt mit ehemals grosser Bedeutung für die Region. Die Natur wechselt ab zwischen sattem Grün, dank höher Luftfeuchtigkeit und verbrannter graubrauner Vegetation. Wir passieren die vielen Baustellen, teils Wohnbauten, teils neue Strassen. Hier wird noch an den Stassen gebaut wie einst, von Hand mit Pickel und Schaufel.
Die Hotellerie breitet sich dem Strand entlang unaufhaltsam aus. Es gebe Häuser, die mit Preisen bis 10 Tsd. $ pro Nacht verrechnen.
In San José angekommen, bietet sich der übliche Anblick: ein Souvenirstand bzw. -Laden reiht sich an den nächsten. Mitten auf dem grossen Platz – im Hintergrund die Kathedrale – eine hohe Fahnenstange mit einer immens grossen Mexicoflagge. Mitten im weissen Feld der Adler mit der Schlange im Schnabel.
Die freie Zeit ist schon wieder knapp und der Hunger kommt uns noch in die Quere. So verzichten wir auf die nähere Erkundung der farbenfrohen Souvenirs und der Bijouterieläden mit Silberschmuck. Vielmehr zieht es uns in die nahegelegene Taverne mit echt mexikanischem Essen. Baccamole mit Tortilla Chips und Tacos mit Shrimps. Herrlich. Ja, sowas beherrschen unsere Gastgeber, die auch wissen, dass wir dafür einen guten Preis zu zahlen bereit sind. Patrizia darf sich an unserer grossen Portion Baccamole bedienen. Sie schätzt und geniesst es sehr.

Auf der Rückfahrt sollten wir noch eine Glasbläserei besuchen. Wir werden Zeugen, wie aus verschiedensten glühenden Glaskugeln eine Schildkröte mit Sombrero, mit einer ans Maul gesetzten Flasche Tequila entsteht.

Überhaupt, Tequila ist eines der beherrschenden Themen. Auch Patrizia schildert, welch fatale Wirkung so zwei bis drei Margaritas auf einen unbescholtenen Touristen haben können. U.a. würden wir uns bereits nach zweien fliessend in Spanisch unterhalten können. Patrizia berichtet ausführlich über das Land und die Leute. Sie bringt auch das, was es für die Mexikaner mit den Amis auf sich hat, auf den Punkt: im Unterschied zu anderen Nationalitäten könne man sie zu nichts gebrauchen. Sie verstünden von nichts etwas. D.h. es sei in der Regel ganz einfach, sie über den Tisch zu ziehen. Im übrigen seien die Männer hier faul. Es sei allgemein akzeptiert, dass sie bis zu drei Familien unterhielten, denn sie bräuchten diese Abwechslung und den Frauen sei damit auch gedient.

Am Hafen verabschieden wir uns von Patrizia und dem Chauffeur und leisten nochmals Verzicht, keine Souvenirs heute, weil das Tenderboot wartet. Morgen werden wir ja nochmals im Land Halt machen – genau genommen in Puerto Vallarta – und dabei viel Zeit zur freien Verfügung haben. Eigentlich wollen wir ja nicht stundenlang stöbern, sondern nur ein zwei Dinge für die lieben Verwanden und Nachbarn zu Hause shoppen.

Weil wir als letzte aufs Boot kommen, dürfen wir oben auf einer Bank, gleich neben dem Bootsführer, Platz nehmen. Der Captain manövriert geschickt und souverän. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen taucht plötzlich ein Seehund aus dem Wasser auf. Es wird klar: er wartet auf die Rückkehrer und schnappt dann die Bissen, die sie ihm zuwerfen.
Etwas weiter draussen, die Celebrity liegt (noch) vor Anker, will der Bootsführer Brigitte das Steuer übergeben. Sie winkt ab. Wenn schon, dann soll ich steuern. Also, warum nicht. Ist es eine Strömung oder ein Ruder mit viel Spiel, dass das Boot so stark nach Steuerbord zieht? Später macht der Bootsführer eine Handbewegung nach rechts. Das bedeutet soviel wie langsam nach Steuerbord auf den Landungssteg einbiegen. Das Boot gehorcht dem Rudergänger jetzt präzise. Der Käpten übernimmt ca. 50 m vor dem Steg wieder das Ruder und legt eine absolut perfekte Landung hin. Beim Verabschieden klopfen wir uns gegenseitig auf die Schulter, well done!

Der Tagesausflug wäre geschafft! Auf Deck 10 genehmigen wir eine Pinacolada. Später verziehen wir uns der gestauten Hitze wegen auf «unser» Deck 4. Von der Reling aus beobachten wir weiter draussen kleine Wasseerfontänen und wenig später springt ein Delfin zwei, drei Mal.