Dienstag, 9. Oktober
Als der Wecker schellt, sind wir längst auf den Beinen. Das Bett war gut.
Für das Morgenessen werden wir an einen Tisch komplimentiert, an dem bereits einige Teilnehmer unserer Reisegruppe sitzen.
Halb neun der Start zur Stadtrundfahrt. Zuerst ins Zentrum, dann zu Fuss dorthin wo sich die Treppe befindet, auf der die Filmgrössen bei der Oskar Verleihung hinaufschreiten, umrahmt von Lichtsäulen mit den Titeln der berühmtesten Filme der letzten 100 Jahre. Weiter zu den Sternen ebendieser Film- und anderer Grössen, in den Boden eingelassen und wo die Handabdrücke der Stars und Sternchen im Zementbelag zu sehen sind. Unterdessen sind es eine Menge mehr, als noch bei unserem ersten Besuch. Wir machen noch schnell einen Abstecher ins Lalaland, ein Ladengeschäft mit allerlei Leckereien, fantastischen Lichteffekten und dem himmelblauen Caddy Cabrio, das einst Elvis gehört haben soll. Bitte nicht berühren.
Dann bringt uns der Bus nach Beverly Hills, der Nobeldestination, wo viele Filmstars, Filmproduzenten und Regisseure wohnen. Beverly Hills, ein eigener Distrikt mit eigener Verwaltung, die mit L.A. nichts zu tun hat und haben will. Wo viel Geld sei, sei auch viel Macht. Viele Iraner wohnten da, die zur Zeit des Schahs aus dem Iran abgezogen seien, als es mit ihm zu Ende ging. Touristen auf Stadtrundfahrt sind hier unerwünscht.
Hollywood als nächstes. Wir sehen die vielen berühmten Bars und Restaurants, die auch von den Stars regelmässig besucht würden (Leonardo Di Capri, Robert de Niro und so). Tatsächlich ist die Zahl der Locations und deren Äusseres bemerkenswert. Sigi gerät beim Aufzählen der Namen und der Anekdoten fast aus dem Häuschen.
Unterbrechungsfrei mündet die Stadtrundfahrt in die Reise nach San Diego. Erst geht es durch die Vororte von L.A. Im Süden der Stadt befindet sich das neue Opernhaus. Vom Stil und der Architektur her demjenigen des Guggenheim Museums in Bilbao sehr ähnlich. Die bizarre Aluminiumhaut strahlt und natürlich wie alles Neue: das Gebilde ist imposant. Man muss es gesehen haben. L.A. Ist stolz darauf und noch mehr auf den genialen Dirigenten und künstlerischen Direktor, Gustavo Dudamel, so Sigi.
Draussen auf dem Highway begleiten uns jetzt kahle gelbe Hügel, einsame Landstriche und, ca. 20 km vor San Diego, endlich wieder Grün und darüber den tiefblauen Pazifik. Das war eine wirklich abwechslungsreiche, schöne Fahrt.
Die Celebrity Infinity liegt schon im Hafen bereit. Der Checkin verläuft reibungslos.
Auf Geheiss muss ich mich sofort erkundigen, wie es sich mit dem Anytime Dining verhält. Wir erfahren, dass wir bereits für flexible Essenszeiten registriert sind. Aha, extra Service!
Wir wollen nach dem Boarding nicht in der Kabine sitzen bleiben, sondern eine der alten Bars aufsuchen, die wir von unserem letzten Aufenthalt her kennen. Fehlanzeige. Wir finden sie nicht. Vielleicht ist sie einem der zahlreichen neuen Hochhäuser zum Opfer gefallen oder wir irren uns im Quartier. Ein mexikanisches Fastfoodlokal zieht uns schliesslich an, es ist schon drei Uhr geworden und ein gewisses Hungergefühl stellt sich deutlich ein. Also, nichts wie ran an den einen Burito, den wir uns teilen. Schmeckt überraschend positiv. Wir bummeln den Broadway hinunter, vorbei am Santa Fe Depot zum Schiff. Kaum sind wir an Bord, da schellt der Alarm, der uns zur Instruktion für den Ernstfall ruft. Wie zu erwarten war, handelt es sich um das bekannte Prozedere.
Brigitte packt den einen Koffer aus. Der andere fehlt noch. Ich muss rennen, schon viele Leute warten am Helpdesk. Sie hätten eine Verzögerung beim Verteilen gehabt. Er komme schon noch. Als ich zurück bin, ist der Koffer auch schon da. Andrii hat in gebracht unser stets fröhlicher Zimmersteward. Er hat auch noch gleich die schmutzige Glasplatte vom Clubtisch abgewischt. Lachend, als hätte er uns einen grossen Gefallen getan, wo das doch zu seinen vornehmsten Aufgaben gehört.
Das Abendessen ist für sieben reserviert. Das Servierpersonal ist philippinischer Herkunft. Ihr Englisch etwas gewöhnungsbedürftig. Der Esssaal ist gross, der Betrieb verständlicherweise hektisch und lärmig. Der erste Eindruck vom Essen ist eher mässig. Aber: wir sind ja nicht wegen des Essens auf Reisen.