Panama Kanal (Panama)

 

Freitag, 19. Oktober

Um ca. zehn vor sechs morgens erreichen wir den Warteraum zur Einfahrt in den Panamakanal. Rechterhand, hinter der schmalen, langgezogenen Halbinsel, halb versteckt, die Skyline von Panama City. Unzählige Wolkenkratzer ragen wie weisse Orgelpfeifen aus dem Morgendunst. Da sitzen sie also, die schlauen Verwalter der Panamapapers.
Das Vorschiff ist dicht bevölkert. Alle Decks und Treppen sind dicht besetzt. Zeitweise entsteht sogar ein Gerangel auf den Treppen zwischen den sich auf und ab zwängenden Schaulustigen. Am Lautsprecher hören wir laufend den Kommentar eines eigens für diese Passage angeheuerten Experten. Eine Passage kostet je nach Schiffsgrösse zwischen 300 Tsd. und 1.2 Mio. USD. Unser Schiff bezahle ca. 400 Tsd.

Ohne anzuhalten gleitet das Schiff langsam weiter und wird von Schleppern in die Westschleuse gelotst. Rechts vor uns, in der Ostschleuse, befindet sich ein grosser Frachter. Alle Manöver verlaufen sehr langsam und wie von Geisterhand. Für die Stabilisierung des Schiffes sorgt ein Zugsystem mit Traktoren. Das Schiff wird damit an Stahlseilen in der Mitte der Schleuse gehalten. Wir passieren die erste Sektion namens Escludas de Miraflores mit drei aneinandergereihten Schleusen. Während der ganzen Strecke laufen nun die Traktoren mit und überwinden dabei die steilen Stufen am Ende einer Schleuse dank ihren Zahnradantrieben. So, wie es z.B. die Brienzer Rothornbahn auch tut. Das Schiff befindet sich jetzt auf der Hälfte der zu überwindenden Höhe und läuft langsam in den Lago Miraflores ein.

Die erste Kanaletappe führt durch einen relativ schmalen Einschnitt, links und rechts stark ansteigende Hügel. Die Sonne scheint teils heftig durch die immer dünner werdende Wolkenschicht.
Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir die zweite Sektion, die Escludas de Pedro Miguel, mit ebenfalls drei Schleusen, mittels derer wir die definitive Höhe des Kanals von 26 Metern erreichen. Geschätzt dauern die Manöver gegen zwei Stunden.

Bis Gamboa fahren wir in einer kanalähnlichen Rinne und biegen dann in den Lago Gatun ein. Wir fahren jetzt auf dem künstlichen See, der eigens für Bau des Kanals 1907 gestaut wurde. Verschwunden sind jetzt die hohen Hügel. Sie machen locker gestreuten und bewaldeten Erhebungen Platz. Die Wasserfläche weitet sich auf beiden Seiten aus. Die Seeausläufer reichen kilometerweit hinaus.

Hinter uns im Westen verdichten sich dicke grauschwarze Wolken. Es regnet in Panama. Es dauert nur wenige Stunden und der Regen holt uns ein.

Die Schleusen auf der östlichen Seite des Lago Gatun erwarten uns im Regen. Trotzdem ist das Interesse der Reisenden gross. Sie beobachten und fotografieren eifrig die diversen Schleusenprozeduren. Schliesslich handelt es sich hier um einen sehr gewichtigen Höhepunkt der Reise. Aber alles verläuft irgendwie unspektakulär. Langsam dunkelt es ein und die Reisenden verziehen sich ermattet vom Gedränge auf den Beobachtungsposten und vom scharfen Beobachten an ihre Lieblingsorte auf dem Schiff.